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Vulkanismus

 

 

Vulkanismus

Vulkanismus und Basaltvorkommen

    Basaltgang an der Autobahnraststätte Hegau-Ost

    Basaltgang im Wasserburger Tal

Vulkanismus und Dolinen

 

Vulkanismus

 

Schon bei nur oberflächlicher Betrachtung der Vulkanismusvorkommen ist eines sofort auffällig:

Die von der Natur zufällig verteilten vulkanischen Durchbrüche zur Erdoberfläche hin zeigen die totale Übereinstimmung mit den unterirdischen Abzugsbahnen des versickerten Donauwassers auf.

Ganz offensichtlich ist in dem relevanten Gebiet zwischen Immendingen-Möhringen und der hauptsächkichen Wiederaustrittsstelle an der Aachquelle der gesamte, schrägstehende Juragesteinsblock von Basalt bzw. basaltischen Tuffen an velen Stellen senkrecht durchstossen worden.

Wenn man bedenkt, daß der Aufstieg des Magmas aus ca. 100-150 km Tiefe erfolgte, so ist die „Streuung” an der Erdoberfläche im nördlichen Hegau doch sehr eng begrenzt zustande gekommen.

Die recht steil nach Süden einfallende Juragesteinsschicht ist zudem von mehreren tektonischen Störungen durchzogen und damit nicht nur in vertikaler Richtung stark zerklüftet worden.

Die Immendinger Flexur und das dadurch bedingte Absinken der vorgelagerten Gesteinsscholle spielt die entscheidende Rolle zur Donauversickerung.

Die recht steil nach Süden einfallende Juragesteinsschicht wurde schon dadurch stark zerrüttelt.

Weitere tektonische Störungen durchziehen das gesamte Gebiet.

Das zusätzliche zerstörerische Element der vulkanischen Aktivität stellt jedoch einen weiteren nicht unbedeutenden Faktor zur Begünstigung der unterirdischen Abzugsbahnen des Donauwassers dar.

Genau darunter liegt das Donau-Aachhöhlenlabyrint.

Die schon heute so auffällige Ausbuchtung des Donaulaufes zwischen Immendingen und Möhringen nach Südosten hin zeigt auf, wo in einigen 100 000 Jahren die neue Talbildung zum rheinischen Gewässersystem erfolgen wird.

Siehe auch: SPITZ W. (1997; 51-57), SCHREINER A. (2002; 42-43) und SCHREINER A. (1993; 25-26) .

 

Vulkanismus und Basaltvorkommen

Der Einfluss vulkanischer Aktivitäten auf das Naturphänomen Donauversickerung.

 

Im nordwestlich gelegenen Wassereinzugsgebiet der Aachquelle zwischen der Donauversickerung und dem Quelltopf der Aach befinden sich vulkanische Oberflächenerscheinungen (Basalte und Basalttuffe).

Die betroffene Fläche ist zirka 170 Quadratkilometer groß.

Vor zirka 10 Millionen Jahren kam es im Hegau zu ersten vulkanischen Eruptionen und zum Aufstieg von Basalten.

Im Zuge der Alpenauffaltung wurde flüssiges Magma in das Juragestein eingepresst und erreichte nur in wenigen Fällen die Erdoberfläche.

Alle hier vorkommenden Basalte gehören zu der Erst-Ausbruchsphase des Hegau Vulkanismus. Die regional südlicher gelegenen Phonolithe gehören zur zweiten Ausbruchsphase, welche „nur” 7-8 Millionen Jahre alt ist.

Die Freilegung der heute so eindrucksvollen Vulkanschlote blieb den nachfolgenden Eiszeiten überlassen.

Außer den leicht erkennbaren Vulkanruinen gibt es noch weit weniger spektakuläre Erscheinungsformen des Hegauvulkanismus.

Bisher bekannt gewordene Fundorte sind in der obigen Skizze eingetragen. Im Einzelnen sind dies:

  1. Im Keller der Immendinger Maschinenfabrik.
  2. Straße im Kasernenbereich.
  3. Straße im Kasernenbereich.
  4. Zwischen „Brühl” und Hattinger Bahnhof.
  5. Zwischen „Brühl” und Hattinger Bahnhof.
  6. Zwischen „Brühl” und Hattinger Bahnhof.
  7. Zwischen „Brühl” und Hattinger Bahnhof.
  8. 250m westlich vom Michelsloch.
  9. Unmittelbar beim Michelsloch.
  10. „Hardt”.
  11. Straße nördlich der Daxmühle.
  12. „Dachsmiet”.
  13. Daxmühle.
  14. HEWENEGG mit diversen Ausbruchsstellen: o
  15. „Schopflen”.
  16. „Rotenicker”.
  17. „Vor Weilen/Hubäcker”.
  18. „Wolfsreute”, südlich vom Schopflocher Hof.
  19. „Rindersetze”, geomagnetisch erkannt.
  20. „Tiefer Graben”, entdeckt im Juli 2006.
  21. Westlich von Honstetten.
  22. Wasserburger Tal
  23. Am Fuße der Tudoburgruine im Krebsbachtal.
    GPS-Koordinaten: Rechtswert 3491489 und Hochwert 5304480
  24. NEUHEWEN o
  25. Beim Friedhof Bargen.
  26. „Eck” am nordwestlichen Ortsrand von Engen.
  27. Autobahnraststätte Hegau-Ost, entdeckt im Juni 2003.
  28. Engen-Altdorf.
  29. Engen-Ballenberg.
  30. HOHENHEWEN o
  31. HOHENTWIEL o

Die nächsten beiden Vorkommen liegen nahe der Donau und werden hier deshalb ebenfalls noch angegeben.
     x. WARTENBERG o bei Geisingen.
     x. Hinterried bei Kirchen.

Da die Wurzeln der beiden Vulkanite weit in die Tiefe reichen und weitere Gänge ebenfalls möglich sind, wären Basaltfunde innerhalb des Aachhöhlensystems durchaus zu erwarten.

Im nördlichen Hegau sind im Laufe der Jahre bei Bauarbeiten immer wieder kleinere Basaltgänge aufgedeckt worden.

So auch beim Bau der Autobahnraststätte „Hegau-Ost” bei Engen.

 

Basaltgang an der Autobahnraststätte Hegau-Ost

Während der Bauarbeiten für die neue Autobahnraststätte Hegau-Ost wurde zufällig ein neuer, der Fachwelt bisher unbekannter Basaltgang aufgedeckt. Er verläuft in Süd-Nordrichtung.

Ein Olivin-Mellilith-Basalt ist hier vor ca. 10 Millionen Jahren in eine Spalte des Zementmergels eingebrochen. Der Basaltgang ist auf einer Länge von ca. 20m und bis zu einer Breite von 50cm sichtbar. Die beidseitigen Ränder sind ziemlich scharf begrenzt und durch die ca. 1000°C heiße Basaltmasse wurde das einst weißgelbe Juragestein rot gebrannt.

Am nördlichen Ende der steil aufgerichteten natürlichen Wand befindet sich eine größere Bohnerz-Spaltenfüllung, die ebenfalls ziegelrot gebrannt wurde. Dies ist ein schöner Beweis dafür, daß diese Spaltenfüllung schon lange vor dem Eindringen der heißen Basaltmasse vorhanden war.

In diesem Bohnerzlehm befinden sich die typischen Eisenkonkretionen, aber leider keinerlei Säugetierreste.

Vereinzelt, aber nicht zu übersehen waren diverse kleinere „Albstein”-Stücke. Sie entstanden nach dem Verlanden des Jura.

Als abschließende oberste Schicht liegen dort Rißeiszeitliche Moränenreste.

Der Aufschluss liegt genau auf dem Parkplatz der neuen Autobahnraststätte. Nach der Fertigstellung der Autobahnraststätte war dieser Aufschluß leider wieder verschwunden.

GPS-Koordinaten: Rechtswert 3483992 und Hochwert 5303021.

Siehe auch den Südkurier vom Donnerstag, den 3. Juli 2003.

 

Basaltgang im Wasserburger Tal

Bei einer routinemäßigen Begehung des Wasserburger Tales wurde von mir ein bisher unbekannter Basaltgang aufgefunden und etwas freigelegt.

Der Gang steht steil im dort anstehenden Zementmergel und ist nur wenige hundert Meter Luftlinie von den bisher bekannten Basaltvorkommen entfernt.

Er liegt ziemlich genau nördlich davon im Gewann „Tiefer Graben” an der K6177 bei ca. 630m Höhe über N.N.

Seine Entstehung ist der Erst-Ausbruchsphase des Hegau-Vulkanismus zuzuordnen und somit von ca. 10 Millionen Jahren entstanden.

Durch das eindringende, sehr heiße vulkanische Material wurde das umbebende Juragestein stark erhitzt.

Beidseitig des Ganges wurde dadurch der Zementmergel intensiv rot gefrittet und ist so auffällig geworden.

Dieser Neufund ist ein weiterer schöner Beweis dafür, daß im Untergrund des Hegaus und gerade im Nahbereich des Donau-Aachhöhlensystems noch einige interessante Überraschungen stecken.

Am Samstag den 15. Juli 2006 habe ich dieses Vorkommen erstmalig den Herren Alfred Rigling, Eckhart Martin und Armin Scherzinger vorgestellt.

Letzterer wird die Meldung an einen Mitarbeiter des Geologischen Landesamtes übernehmen, so daß die genauen Daten offiziell gesichert werden können.

Weitere geologische und mineralogische Befunde werden durch das LGBR nachgeliefert.

Das Vorkommen befindet sich im Wasserburger Tal
GPS-Koordinaten: Rechtswert 3488517 und Hochwert 5304720.
Diese GPS Koordinaten wurden bei starker Belaubung ermittelt.

Im Wasserburger Tal befindet sich ein weiteres sehr kleines embryonalen Basaltvorkommen:
GPS-Koordinaten: Rechtswert 3488543 und Hochwert 5304066.

Topografische Karte 1:25 000 Blatt Eigeltingen.

 

Vulkanismus und Dolinen

„Postvulkanische Erscheinungen und deren möglicher Einfluss auf einige Dolinenbildungen im karstfähigem Gebirge.”

 

Vergleicht man die vielen vulkanischen Durchbruchstellen im engeren Bereich der unterirdischen Abzugswege des vesickerten Donauwassers in Richtung der Aachquelle und allen anderen bisher bekannten Auftauchstellen im Gebiet des nördlichen Hegaues, so kann man sofort das enge räumliche Zusammenfallen der beiden Naturphänomene feststellen.

Dadurch ist die Fragestellung zulässig, ob und wie der Vulkanismus einen gewissen Beitrag zur Begünstigung der unterirdischen Wasserabzugswege geleistet haben könnte.

Zunächst ist gedanklich leicht nachvollziehbar, dass durch das Aufsteigen der Vulkanite eine starke mechanische und somit zerstörerische Kraft auf die dabei durchstossenen Gesteinspakete eingewirkt haben muß.

Erstaunlicherweise wird in der Fachliteratur auf diesen Umstand nirgendwo besonders eingegangen.

In den geologischen Profilen erscheinen nur Flexuren und Verwerfungen.

Dabei reichen die vulkanischen Durchbrüche ganz nahe an die Donauversickerung heran.

Viele Tuff~ bzw. Basaltschlote befinden sich exakt im relevanten Gebiet der um ca. 180m absteigenden Gewässer zur Bodensee-Hegaumulde bzw. zur Aachquelle hin.

Der Rückschluß zu dieser Tatsache ist nicht frappierend sondern auch zwingend:

Der Vulkanismus ist an der Freimachung der unterirdischen Wasserabzugswege beteiligt.

Ein zweiter wichtiger Aspekt ergibt sich aus den in längeren Zeiträumen stattgefundenen vulkanischen Exhalationen.

Solche Erscheinungen sind von vielen Vulkangebieten der Erde bekannt.

In den „Phlegräischen Feldern” bei Neapel tritt ständig ein 140°C heißer Wasserdampf aus. Der Kohlendioxidgehalt liegt dabei bei 9 Prozent!.

Im benachbarten Ort Pozzuoli tritt ein trockener CO2 Strom mit 25°C Wärme aus.

Auch für den Hegauvulkanismus können postvulkanische Erscheinungen nachgewiesen werden.

Hierzu gehören die Travertinbildungen von Riedöschingen, Kalksinterbildungen am Wannenberg, Kieselsintervorkommen am Philippsberg und die Gipslagerstätten am Hohenhewen. Auch die tertiäre Todesfalle für Säugetiere am ehemaligen Höwenegg-Kratersee muß hier angegeben werden. Möglicherweise sind diese Lebewesen hochgiftigen Gasaustritten zum Opfer gefallen.

Ein ganz besonders krasser Fall von solchen gefährlichen Vulkanausdünstungen ereignete sich z.B. im westafrikanischen Kamerun am dortigen Nyos-Kratersee. Im August 1986 kam es an diesem Maarsee vom Untergrund her zu einer spontanen Entgasung, wobei große Mengen Kohlendioxid freigesetzt wurden. Das kostete damals 1700 Menschen und sehr vielen Tieren das Leben. Der Vorgang ereignete sich offenbar unbemerkt in der Nacht. Bei Tag hätten sich die Vergiftungserscheinungen durch Schwindelanfälle und Kopfweh bemerkbar gemacht.

Als eine der Stellen im Hegau, wo durch vulkanisch bedingte zusätzliche chemische Einflüsse zur Dolinenbildung beigetragen haben könnten, wäre hier das eng zusammenliegende Dolinensystem am nördlichen Rand des Neuhewen-Vulkans anzuführen (Skandaldoline).

Starke Kohlendioxid-Ausdünstungen könnten den Auflösungsprozess des Juragesteins im bereits vorhandenen Spaltensystem lokal sehr begünstigt und beschleunigt haben. Hinzutretendes überheißes Wasser wäre für diesen Vorgang ebenfalls wirkungsvoll gewesen.

Im Bereich der mittleren Schwäbischen Alb käme für diesen Effekt die Laichinger Tiefenhöhle in Betracht. Auch sie liegt unmittelbar am südlichen Rand eines vulkanischen Trichters und entwässert zum Blautopf.

 

Roland Berka
Engen im Hegau
3. Juli 2003, 31. März 2005, 16. Juli 2006, 3. August 2006 und 17. Juni 2007

 

Freunde der Aachhöhle e.V.
Höhlentauchgruppe Aachprojekt
Text: Roland B+
Layout: Joachim K+
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Letzte Änderung: 07.05.2017