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Donauversickerung

 

 

Das Naturphänomen Donauversickerung und die Aachquelle

Donauversickerung bei Hochwasser

Donauversickerung und ~versinkung

 

 

Das Naturphänomen Donauversickerung und die Aachquelle

 

Ein altes Sprichwort lautet: „Brigach und Breg – bringen die Donau zuweg.” Dies ist so auch wissenschaftlich bewiesen. Der Hauptquellfluss der Donau ist die Bregquelle nahe der Martinskapelle bei Furtwangen im Schwarzwald. Sie entspringt dort im Urgestein auf 1078m ü.d. Meer. Die Gesamtlänge des Donaustromes beträgt 2888km. Da der Hauptquellfluss erst im Jahr 1955 nach der weltweit gültigen geografischen Regel – „Der Ursprung eines Flusses liegt an der von der Mündung ins Meer entferntesten Quelle.” – festgelegt werden konnte, wurde die Kilometrierung an der Mole von Sulina am Schwarzen Meer in Rumänien mit Null begonnen.

An der Markungsgrenze Immendingen-Möhringen steht deshalb der Stromkilometerstein 2824. Zur Bregquelle sind es also noch 64 km. Diese Tatsache ist ein bemerkenswertes Kuriosum.

Von Donaueschingen bis Geisingen muss die Donau durch ein tektonisches Absenkungsgebiet zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb – die Baar. In diesem Bereich kommt es zu stark verringerter Flussgeschwindigkeit. Dadurch werden mehr als 120 Flussschlingen gebildet – die sogenannten Mäander.

Bei Geisingen werden erstmals die Gesteinsschichten des Weißen Jura erreicht. Diese etwa 120 Millionen Jahre alten Sedimentgesteine eines warmen und seichten Meeres, werden der Donau auf ihrem Weg zum Verhängnis. Zwischen Immendingen und Möhringen versickert die Donau jährlich auf mehr als 3km vollständig in den total zerklüfteten OXFORD-Kalksteinen (Weißjura-Beta).

Die „Immendinger Flexur”, tiefgreifende Brüche im Gesteinskörper, sowie die nach Süden sehr stark geneigte Jurafläche ermöglichen hier den unterirdischen Abfluss zur Bodensee-Hegausenke und damit auch zur Aachquelle

Dieser Quelltopf – die größte Quelle Deutschlands – liegt 183m tiefer als das Flussbett der Donau bei Möhringen. Dabei beträgt die Entfernung nur 12km Luftlinie! Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, dass sich das Donauwasser diesen kurzen Weg gesucht hat. Anstatt zum Schwarzen Meer, fließt die Donau über den Aachfluss bei Radolfzell in den Bodensee und somit der Nordsee zu!

Im Jahr 1874 wurde auf der Möhringer Markung erstmals ein totales Trockenfallen der Donau in den Sommermonaten beobachtet. Um 1900 waren es bereits 80 Tages im Jahr, ab 1945 stets mehr als 200 Tage im Jahr. Die Verkarstung hat also sehr rasch zugenommen. Ab und zu brechen im Flussbett größere Trichter ein. Gewaltige Wassermassen werden dabei eingeschlürft. Ein solch spektakulärer Fall wurde 1923 und 1935 und zuletzt am 24. Juni 1994 beobachtet. Es bildeten sich dabei vier große Trichter, die bis zu 3,5m tief waren und Durchmesser bis 2,5m hatten. Nach dem nächsten Hochwasser im Frühjahr waren die Einbrüche wieder mit Sand zugeschwemmt.

Die Versickerungsstellen sind ein großartiges Naturphänomen, das jedes Jahr viele Besucher anzieht. Das Touristikbüro in Tuttlingen veranstaltet nach Absprache Führungen, wobei noch viele interessante Details erläutert werden.

Der Einzugsbereich der Aachquelle beträgt ca. 300 km². Auch alle Niederschläge versickern im Karstgebirge und laufen unterirdisch zum Aachtopf oder treten in das Grundwasser ein. Mehrere Quellen in der Bodensee-Hegausenke führen Donauwasser, z.B. Quellen bei Engen, Beuren an der Aach oder auch bei Orsingen-Nenzingen, also sehr nahe am Bodensee.

Zwischen Hintschingen-Immendingen und Sigmaringen gibt es keinen aktiven Bach- oder Flusslauf, der von Süden her in die Donau mündet!

Das weiche Donauwasser mit Härtegrad 7 hat nach dem unterirdischen Durchlauf des Aachhöhlenlabyrinths 10 Härtegrade. Viele Tonnen Kalkstein werden somit ständig im Erdinneren aufgelöst und abtransportiert.

Vulkanische Aktivitäten im gesamten Bereich des Aachhöhlensystems dürften bei der Zerrüttung der Gesteinsschichten ebenfalls beteiligt sein. Hier einige Beispiele:

  1. Nur wenige 100m südlich der Versickerungsstellen im „Brühl” befinden sich vier Lagerstätten mit vulkanischen Tuffen.

  2. In südöstlicher Richtung im Gewann „Hardt” ist ein kleines Basaltvorkommen.

  3. Nahe dabei die Doline „Michelsloch” – Basalt. (und mehrere gewaltige Dolinen)

  4. Am „Talmannsberg” südlich Immendingen sind zwei Basaltgänge bekannt geworden.

  5. Im Keller der ehemaligen Maschinenfabrik Immendingen, direkt auf der „Immendingen Flexur” soll man ebenfalls Basalt gefunden haben.

  6. Das gesamte Vulkangebiet „Hewenegg” mit mehreren Durchbrüchen aus tiefen Schichten.

  7. Im Gebiet „Schopflen” Basalt.

  8. Im Distrikt „Rindersetze” wurde geomagnetisch ein größeres Tufflager erkannt.

  9. Westlich davon beim „Schopflocher Hof”, Basalt und Tuff.

  10. Nördlich vom Engener Altdorf wurden beim Bau der Bundesstr. 33 zwei kleine Basaltvorkommen festgestellt.

  11. Im Wasserburgertal direkt unter der Hochspannungsleitung – am östlichen Talhang – ebenfalls Basalt und das sehr nahe an der Aachquelle.
    GPS-Koordinaten: Rechtswert 3488540 und Hochwert 5304066

  12. Basaltvorkommen im Krebsbachtal, nahe der Tudoburg. Die Fundstelle ist recht klein, aber für die Aachhöhlenforschung deshalb interessant, weil sie östlich der Aachquelle liegt!
    GPS-Koordinaten: Rechtswert 3491500 und Hochwert 5304500

  13. Basaltgang am Bauplatz der Autobahnraststelle Engen, entdeckt im Juni 2003
    GPS-Koordinaten: Rechtswert 3483992 und Hochwert 5303021

  14. Basaltgang im Wasserburger Tal. Entdeckt am 03.08.2006

Es wäre also nicht sehr verwunderlich, wenn beim künftigen Vordringen in das Höhlensystem irgendwo Vulkanite festgestellt werden.

Die Durchlaufzeit des Donauwassers beträgt zwischen 20 und 60 Stunden. Durch immer wieder durchgeführte Markierungsversuche von Karsthydrogeologen ist diese Tatsache wissenschaftlich erfasst. Bei Austrittsmengen bis zu 28m³/s kann man sich leicht ausrechnen, wieviel Wasser im Erdinnern sein muss.

Nach dem Durchbruch der Höhlenforscher in das sicherlich weit verzweigte System, wird sich dort eine Wunderwelt von Gängen und Hallen auftun.

So ist dort das größte Höhlenlabyrinth von ganz Deutschland zu erwarten.

Roland Berka
Engen im Hegau,
Juli 2002 und 19.10.2006

 

Donauversickerung bei Hochwasser

 

Im Versickerungsgebiet der Donau zwischen den Orten Zimmern - Immendingen - Möhringen ist zur Enttäuschung vieler Besucher die oft von weither extra anreisen absolut nichts von der erhofften Situation zu sehen.

Dies trifft sowohl für die Benutzer des Donau-Radwanderweges als auch für PKW-Reisende zu.

Beide führen nicht an der einzigen Stelle vorbei, an der gerade bei Hochwasser der Donau enorme Wassermengen von diversen Schlucklöcher eingezogen werden.

Sie befindet sich am Berghang gegenüber Immendingen. Dort am südlichen Ufer der Donau ist dieses Naturphänomen das ganze Jahr über sichtbar.

Die Schlucklöcher befinden sich direkt vor der weithin sichtbaren und stark zerklüfteten Jura-Felswand, über der ein Sendemast thront, genau oberhalb des Immendinger Wehres.

Durch die gewaltige Ansaugkraft der Felsspalten wird sehr viel Unrat an das Ufer herangezogen, was leider einen unschönen Anblick bietet.

Das Donauwasser verschwindet dort öfter mit gurgelnden Geräuschen im Untergrund und bietet somit ein beeindruckendes Schauspiel.

Besonders effektvoll war die zuletzt während einer Exkursion des naturwissenschaftlichen Zirkels der Universität Konstanz am 13. April 2008 der Fall.

In unmittelbarer Nähe dieser interessanten Stelle befindet sich ein kleiner Parkplatz am Straßenrand. Dort steht auch eine Infotafel, die dieses Naturschauspiel erläutert.

Topographische Karte 1:25000 Blatt 8018 Tuttlingen.
GPS-Koordinaten: Rechtswert 3480422 und Hochwert 5310844

Roland Berka
Engen im Hegau,
15. Mai 2008

 

Donauversickerung und ~versinkung

 

Welcher Begriff ist für dieses Naturphänomen die richtige Bezeichnung?

Gewiss ist dies keine weltbewegende Angelegenheit. Dennoch gibt es hierüber immer wieder Diskussionen und selbst in diversen Fachpublikationen werden beide Begriffe verwendet.

 

Eine kürzlich durchgeführte Recherche mit Google im Internet hat zirka 50 Treffer bei „Donauversinkung” und über 200 Treffer bei „Donauversickerung” ergeben!

Das an sich schon unschöne und hart klingende Wort „Versinkung” kennt weder der DUDEN noch mein BROCKHAUS. Vermutlich hat auch keiner der deutschen Dichterfürsten dieses klobige Wort benützt, es sei denn in einer besonders grässlichen Ballade.

Für Marketingzwecke halte ich es schon deshalb für völlig ungeeignet.

Meines Erachtens ist das Wort „Versinkung” sprachlich korrekt nur für ein Ereignis anzuwenden, das an einem punktuell definierten Ort spontan eingeleitet und zeitlich eng begrenzt zum Abschluss kommt:
z.B.:    versinkt ein Schiff im Meer, ein Mensch im Sumpf oder
           (scheinbar) versinkt die Sonne im Meer, usw.

Da ich mich schon seit vielen Jahren mit dem Naturphänomen DONAUVERSICKERUNG befasse und unzählige Male den dort stattfindenden Vorgang oft mehrmals täglich und auch zu allen Jahreszeiten beobachtet habe und dies noch immer durchführe, habe ich mir damit einen erheblichen persönlichen Erfahrungsvorteil erarbeitet.

Das Donauwasser versickert in den entsprechenden Monaten meist breitflächig im Sand und Kies des Flussbettes und dies oft ohne für das Auge sichtbare Begleitumstände.

Auch bei gelegentlichen Vordringen und Zurückweichen des Wassers nach Regengüssen, kann nur ein VERSICKERN beobachtet werden.

Als Begleiterscheinung werden dabei des Öfteren einzelne oder auch viele Schlucklöcher aktiviert, wobei manchmal das Wasser teilweise von wenigen oder auch vielen Spalten im Jurakalkstein verschlungen wird. Beim Einströmen des Wassers entstehen plätschernde oder auch stark gurgelnde Geräusche, die ängstliche Gemüter zuweilen beunruhigen.

Selbst bei größtem Hochwasserstand sind Stellen vorzufinden, an denen das Donauwasser von enormen Sog in Gesteinsspalten eingezogen wird.

Auch in dieser Situation versickert ständig Wasser über kilometerweite Strecken im Flussbett.

Dies gilt dabei vom Immendinger Wehr flussabwärts über Möhringen, das Stadtgebiet Tuttlingen bis hinunter zu den bekannten Versickerungsstellen bei Fridingen.

Es ist also nur sinnvoll, von VERSICKERUNG zu sprechen.

Roland Berka
Engen im Hegau,
Mai 2004

Siehe auch die Video-Kassette des SWR: „Schätze des Landes, wo die Donau sinkt und sickert - Ein Fluss verschwindet”. Die Kassette kann bei TZ-Video, Schulstr. 28, Gomaringen bezogen werden.

 

Freunde der Aachhöhle e.V.
Höhlentauchgruppe Aachprojekt
Bilder: Bernd H+, Joachim K+
Text: Roland B+
Layout: Joachim K+
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Letzte Änderung: 27.05.2018